Wir haben 2015 unser 20-jähriges Jubiläum gefeiert!
Als Hintergrund wird hier ein vom Vorstand verfasster Artikel veröffentlicht, der Anfang 2016 im VSAO-Journal veröffentlicht wurde.
« Das Walliser Gesundheitswesen kennzeichnet sich dadurch aus, dass die Assistenzärzte noch nie angesehene Ansprechpartner waren. Aus diesem Grunde wurde dieses Jahr die Walliser Sektion des VSAO gegründet. Diese will nicht nur bei den Arbeitsbedingungen, sondern auch bezüglich der Zukunft des Walliser Gesundheitssystems ein gewichtiges Wort mitreden. In erster Linie will die Sektion jedem Einzelnen die Arbeitsbedingungen der Assistenzärzte näherbringen und diese anschliessend verbessern. Qualität der Arbeit und der Weiterbildung sind die zwei Steckenpferde der ASMAVal, die als privilegierter Ansprechpartner in der kleinen Welt des Walliser Gesundheitswesens wirken will. »
Mit diesen Worten hat sich die Sektion 1995 im VSAO-Bulletin vorgestellt. 2015 haben wir also das 20-jährige Bestehen der ASMAVal feiern können. In dieser Zeit hat sich vieles geändert. Es war alles andere als einfach, die Geschichte unserer Sektion zu rekonstruieren. Aber dank dem Erinnerungsvermögen unserer Vorgänger und einiger Dokumente, die wir auffinden konnten, haben wir es geschafft.
1995 gab es im Wallis kein Kantonsspital, sondern sieben Regionalspitäler, die in der Vereinigung der Krankenanstalten des Kantons Wallis (GEHVAL) zusammengeschlossen waren (das spätere Gesundheitsnetz Wallis GNW). Die GEHVAL war der rechtliche Arbeitgeber der Assistenzärzte. Ein Arbeitsreglement wurde angewendet, es war jedoch archaisch und stammte aus den 80er Jahren. Im Wallis, wie übrigens im Rest der Schweiz, waren die Assistenzärzte noch nicht dem Arbeitsgesetz unterstellt. Das Reglement beschränkte weder die wöchentliche, noch die tägliche Arbeitszeit. Die Assistenzärzte arbeiteten im Schnitt 75 Stunden, aufgrund «betrieblicher Bedürfnisse» manchmal sogar bis zu 96 Stunden pro Woche. Es gab allgemein noch keine Weiterbildungsprogramme und Lernziele oder Pflichtenhefte für die Ärzte (das SIWF wurde erst 2008 gegründet). Die Ärzte waren entschlossen zu handeln, um die Qualität der Arbeit, der Weiterbildung und des Privatlebens zu verbessern.
Der Gründungsvorstand bestand aus neun Mitgliedern. Erster Präsident war Marc- Alain Panchard, derzeit Chefarzt Kinderund Jugendmedizin am Hôpital Riviera Chablais (HRC).
Wir waren rund zwanzig Personen, die an der Gründungsversammlung vom 19. April 1995 teilnahmen. Nur wenige Assistenzärzte waren anwesend. Wir wollten die Qualität der Weiterbildung verbessern. Wir haben damals beispielsweise verlangt, dass eine minimale wöchentliche Weiterbildungszeit gewährt wird oder dass wir Zugang zu Nachschlagewerken oder Medline bekommen. Es war aber auch wichtig, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Abgesehen von der Arbeitszeitproblematik wollten wir ein Pflichtenheft und einen attraktiven Gesamtarbeitsvertrag
erinnert sich M.-A. Panchard. 1995 zählte die Sektion lediglich 30 Mitglieder. Die Sektion ist im Laufe der Zeit stetig gewachsen und erreichte 2015 den Stand von 450 Mitgliedern. Da die Sektion früher wie auch heute damit leben muss, dass viele Ärzte nur vorübergehend im Wallis arbeiten, hängt der Verband stark von der Motivation und dem Einsatz einer kleinen Gruppe von Ärzten ab.
Thierry Fumeaux, Mitbegründer und heute Chefarzt Innere Medizin und Intensivmedizin in Nyon, übernahm zwei Jahre später das Präsidium der ASMAVal.
Wir haben damals bei 120 Assistenzund Oberärzten eine Umfrage mit hoher Rücklaufquote durchgeführt. So konnten wir feststellen, dass die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit bei 78 Stunden lag! Die GEHVAL schenkte diesen Zahlen keinen Glauben und führte eine eigene Umfrage durch. Wie zu erwarten, waren die Ergebnisse ähnlich. 1998 wurde im Auftrag des VSAO die parlamentarische Initiative Suter eingereicht. Diese wollte die Assistenzärzte dem ArG unterstellen und somit die wöchentliche Höchstarbeitszeit auf 50 Stunden beschränken. Unsererseits haben wir eine stufenweise Senkung der wöchentlichen Arbeitszeit verlangt. 2003 waren wir bei 55 Stunden, 2005 bei 50 Stunden.
Gleichzeitig haben der Bleistiftstreik von 1998 im Kanton Zürich und derjenige von 2003 im Kanton Waadt, aufgrund der Einführung des Zulassungsstopps, zu einem Wandel geführt und das Wallis dazu bewegt, die Arbeitsbedingungen zu verbessern. Im Lauf der Jahre wurden mit der GEHVAL und dann mit dem GNW Gesamtarbeitsverträge und Weiterbildungsvereinbarungen für die Assistenz- und Oberärzte ausgehandelt. Diese haben jedes Mal Verbesserungen gebracht (bspw. Einführung einer Entschädigung für Nachtarbeit und Pikettdienst, 6. Ferienwoche für über 40-Jährige, Lohnerhöhungen usw.). Am 1. Januar 2005 wurden die Assistenzärzte dem Arbeitsgesetz unterstellt, was zahlreiche Fragen geklärt hat. Aber seit der Einführung bleibt die Umsetzung des Gesetzes und auch des Gesamtarbeitsvertrages problematisch. Zudem nimmt die administrative Arbeit für die Ärzte stetig zu, was die Attraktivität des Berufes schmälert. Mit der Reduktion der Arbeitszeit und der Möglichkeit der Teilzeitarbeit in bestimmten Abteilungen hat sich das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben stark verbessert. Diese Verbesserung geht indes zu Lasten der zur Erlangung eines Facharzttitels notwendigen Zeit, insbesondere in den chirurgischen Fächern. Die Sektion ist bemüht, die Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen in den verschiedenen Abteilungen zu überwachen, die Ärzte zu beraten, die Probleme via die paritätischen Kommissionen an die Direktion zu melden und Lösungen zu finden.
Der Vorstand besteht hauptsächlich aus Internisten, Psychiatern, Pädiatern oder Chirurgen aus dem Zentralwallis. Er wird jedes Jahr anlässlich der Generalversammlung erneuert. Dabei bleibt jeweils ein harter Kern länger im Amt, um die Kontinuität über die Jahre sicherzustellen und die Arbeit des Vorstandes zu erleichtern. Früher fanden die Vorstandssitzungen jeweils bei einem Mitglied statt, begleitet von einer kleinen Mahlzeit. Heute hat lediglich der Sitzungsort geändert.
Alle ein bis zwei Monate versammeln wir uns normalerweise nach der Arbeit im Spital Sitten. Dabei lassen wir aber das Apéro Riche nie aus. Wir diskutieren Fragen betreffend Arbeitsbedingungen in unserem Kanton sowie Themen, die vom VSAO oder von der FMH, mit welchen wir uns jeweils halbjährlich treffen, behandelt werden.
Wenn es darum geht, sich für den Verband einzusetzen, bekunden Ärzte eine gewisse Mühe. Aufgrund fehlender Zeit, aber auch wegen der Angst, die eigene Weiterbildung zu gefährden oder weil die Bedingungen in ihren Herkunftsländern noch schlechter sind als bei uns. Ärzte, die nur ein oder zwei Jahre im Wallis arbeiten, sind auch weniger bereit, sich zu engagieren.
Aber diejenigen, die über den eigenen Schatten springen, treffen im Vorstand auf ein warmherziges und freundschaftliches Ambiente und freuen sich über den Einsatz für die Verbesserung unserer Bedingungen und derjenigen unserer Nachfolger.
2013 haben uns die Verhandlungen zum neuen Gesamtarbeitsvertrag im HRC (die gemeinsam mit der VSAO Sektion Waadt geführt wurden) näher an das Unterwallis gebracht, aber auch an das Oberwallis, das jetzt mit einem Vertreter im Vorstand repräsentiert ist. Unser Ziel ist, die verschiedenen Besonderheiten und Regionen des Kantons zu verstehen und zu vertreten. Dies ist aber nicht immer eine einfache Aufgabe. Und jedes Jahr bringt neue Herausforderungen.
Dank Jean-Daniel Rouvé, heute Anästhesist im CHUV, wurde 2004 unsere Website www.asmaval.ch ins Leben gerufen. Dort finden die Mitglieder Informationen zur Arbeit der ASMAVal, zu den Arbeitsbedingungen im Wallis sowie nützliche Links. Anfang 2014 wurden das Logo und die Website vollständig überarbeitet. Die Statuten der Sektion aus dem Jahre 1995 wurden 2011 revidiert und mit den Statuten des Zentralverbands in Einklang gebracht.
Bei der Rechtsberatung hat uns Fürsprecherin Antoinette Haldy über lange Jahre, bis zu ihrem unerwarteten Tod 2013, begleitet. Seither wird die Rechtsberatung von Fürsprecherin Valentine Gétaz Kunz sichergestellt. Sie hat ihr Mandat bei der ASMAVal während der Verhandlungen mit dem HRC aufgenommen. Seit 2015 führt sie auch die Geschäftsstelle und berät und vertritt die Mitglieder in allen arbeitsrechtlichen Belangen.
Seit über 20 Jahren kämpft also die ASMAVal für die Verbesserung der Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen seiner Mitglieder und der im Wallis tätigen Ärzte. Wir dürfen sagen, dass wir zu einem wichtigen Akteur und Gesprächspartner der Walliser Spitäler geworden sind. Wir setzen unsere Arbeit in diesem Sinne fort.
Dafür brauchen wir aber stets neue und motivierte Ärzte, die bereit sind, sich sowohl im Vorstand als auch in den verschiedenen Spitälern und Abteilungen einzusetzen.